Für Rudi Holdhaus steht der Mensch im Mittelpunkt. Schichtentechnik, bunte Farben, und unterschiedlichste Materialien lassen meist nicht auf den ersten Blick erkennen, worum es wirklich geht. Er überlässt es dem Betrachter an der Oberfläche zu kratzen oder eben nicht…
Und genau das „eben nicht“ reizt Rudi Holdhaus immer wieder „aufzuzeigen“. Denn für Holdhaus hat die Kunst das Recht und die Pflicht aufzuzeigen. Sein Leitspruch: „Kunst ist die humanste ART aufzuzeigen“.
Holdhaus malt gegen Gleichgültigkeit, maßlose politische Gebots- und Verbotskultur, Ohnmacht, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Eitelkeit, Habgier, Kleinlichkeit, Verlogenheit, die Grausamkeit des Menschen an sich und seine Sorglosigkeit im Umgang mit Umwelt und Natur.
Er malt die Gesellschaft, in der sich Menschen verstecken und, sind sie nicht selbst Täter, dann dulden sie Grausamkeiten im Schatten der Scheinwerfer, eingebettet in einem kritiklosen, schweigenden Monolith des Selbstbetruges.
Rudi Holdhaus will mit seinen Werken aufzeigen, nicht dokumentieren, nicht mit erhobenem Zeigefinger in den Reigen der Besserwisser eintauchen und den Fehler begehen, sich dabei selbst in den Mittelpunkt zu stellen.
Zuviel Raum für Interpretationen will Rudi Holdhaus nicht zulassen. Die Freiheit sich entscheiden zu können bzw. an der Oberfläche zu kratzen, findet ebenso Ausdruck in seinem unverkennbaren Stil, wie ihm wichtig ist, Farbe zu bekennen: Sprich aus, was du denkst. Und Rudi Holdhaus spricht indem er malt – in Schichten, in Metaphern, oft ins Kindliche abstrahierend, um der Wahrheit und Direktheit möglichst nahe zu sein.
Seine Themen sind Spiegel, in die wir ständig hineinschauen (müssen) und mit deren Spiegelbildern wir uns arrangiert zu haben scheinen. Die Bilder von Rudi Holdhaus zeigen auf – umso mehr, je länger am sie betrachtet und „an ihrer Oberfläche kratzt“…
Der „art brut“ Maler entwickelte als Autodidakt mit Schichtentechnik und der Verbindung von den an sich widersprüchlichen Stilrichtungen „abstrakt“ und „figurativ“ schon sehr früh einen sehr persönlichen unverwechselbaren Stil.
Bereits als Kind entdeckte er seine Leidenschaft zum Malen. Seine Zeichnung „Meine Lehrerin“ (1958) erweckte erstmals Aufmerksamkeit auf sein künstlerisches Talent.
Im Jahr 1962 erhielt er den 1. Preis beim Zeichenwettbewerb aller Wiener allgemeinbildenden höheren Schulen mit dem Bild „Der Dirigent“.
Im Jahr 1965 gestaltete er ein Plakat für ein Wiener Jazz-Lokal, wo er auch im Rahmen einer Ausstellung als 15-Jähriger zum ersten Mal seine Bilder einer breiten Öffentlichkeit präsentierte.
Im Jahr 1979 brachte er mit seiner Ausstellung „Am Ringelspiel der Erde“ seine positiv-kritische Auseinandersetzung mit Gesellschaft, Religion und dem Umfeld der Wirklichkeit zum Ausdruck.
Im Jahr 1986 nahm er am Kunstprojekt „Das offene Auge“ im Rahmen der Wiener Festwochen teil.
Holdhaus präsentiert seine Werke meist in selbstkonzipierten „Gesamtkunstevents“. Die Lokalitäten seiner Ausstellungen sind keine Galerien oder sog. „white rooms“, sondern „Orte des Alltags“, wie Baustellen, Fabrikhallen, leerstehende und prominente Gebäude wie das Wiener Lusthaus, das Palais Ferstel oder das Grand Palais in Paris, wo er im Jahr 1989 anlässlich der Mac 2000, als einziger Nicht-Franzose zum Thema 200 Jahre französische Revolution eingeladen wurde, seinen Zyklus FRISCHE FRÜCHTE zu präsentieren.
FRISCHE FRÜCHTE war für Rudi Holdhaus das Symbolzeichen für Haben und Nichthaben; Der Kaiser hat süße frische Früchte und das Volk das Verdorbene. Resultat vorprogrammiert – Revolution. Neid schafft Unterdrückung, ungebildet und eingebildet, wird immer zum Reibstein einer Gesellschaft. Kulturminister Jack Lang eröffnete die Ausstellung.
Immer wieder steht das Thema „Frieden“ im Fokus seines Schaffens. Ausgerechnet am 9/11 präsentierte Rudi Holdhaus in der Galerie Walsch in Wien seinen Zyklus ‘Flower-Power III“ in dem er mit jedem Bild auf die vielen unbemerkten Kriegsschauplätze (alle Aufmerksamkeit galt damals dem Irakkrieg) weltweit aufmerksam machte.
1993 eröffnete George Tabori die Ausstellung „Grenzenlos“ in der Remise im zweiten Wiener Gemeindebezirk mit einer Uraufführung der eigens komponierten Welthymne.
Anlässlich der Flüchtlingswelle 2015 greift Rudi Holdhaus diese Thematik wieder auf und schafft das Stacheldrahtobjekt ‘Welcome to Europe. Take a seat.“
Bei einer Benefizauktion 1995 stellte Holdhaus mit seinem Zyklus „Una Domenica Lunghissima“ den Umgang der Gesellschaft mit Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt. Für die „Aktion Mensch“ – (Schirmherrin Fürstin Therese Schwarzenberg eröffnete die Vernissage) spendete er alle 9 Bilder aus diesem Zyklus.
Im Jahr 1996 brannte die venezianische Oper LA FENICE bis auf die Grundmauern ab. Dieses Ereignis veranlasste Holdhaus den Bilderzyklus LA FENICE zu malen, den er ein Jahr später im Palazzo di San Marco in Venedig ausstellte. Die Ausstellung wurde von Massimo Cacciari, dem damaligen Bürgermeister von Venedig eröffnet.
Den Zyklus DIE KÜSSER VON WIEN widmete Holdhaus seinem Freund Hans Hölzel (Falco), entstanden nach vielen Erlebnissen und Gesprächen über die in beider Augen verlogene Wiener Gesellschaft („Bussi-Bussi-Gesellschaft“). Präsentiert hat Holdhaus diesen Zyklus 1996 in der Galerie LINEA 70 in Verona. Die Vernissage eröffnete passenderweise Österreichs bekanntester Gesellschaftsreporter Adabei-Roman Schliesser.
Bereits 1994 kreuzten sich die künstlerischen Gedanken der beiden zum Thema „TITANIC“. Während Falco seinen Hit „TITANIC“ schreibt, malt Holdhaus den gleichnamigen Bilderzyklus. Er zeigt die Eitelkeit und Überheblichkeit der Menschen gegenüber der Natur auf und hinterfragt, warum Menschen für die Gier nach neuen technischen Errungenschaften sterben müssen. Gefaltete Papierschiffchen sollten die Hilflosigkeit der Menschen darstellen. Hans Hölzel eröffnet diese Ausstellung am 28. September.
Wieder wird es ein schicksalhafter Tag. Das berühmte Passagierschiff „ESTONIA“ versinkt im Meer mit 852 Opfern. Das größte Schiffsunglück in Europa der Nachkriegszeit.
In sein Werksspektrum fallen neben der Bildmalerei auch Kunstobjekte (z. B.: Uhrenobjekte 1987) und Kunstaktionen.
1998 erregte Holdhaus mit seiner Kunstaktion „GOLDEN PEAKS WORLDWIDE – zum Schutze des Wassers“ international große Aufmerksamkeit. Auf jedem Kontinent sollte eine Bergspitze als Symbol für die Wichtigkeit des Schutzes der Natur vergoldet werden. Holdhaus sieht den Berg als ‘Filter des Wassers“ und sauberes Wasser als „Gold des 21. Jahrhunderts“.
Bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert Holdhaus das Projekt für den Kontinent Europa – die „Vergoldung des Großglockners“. Hunderte Bergsteiger meldeten sich aus Begeisterung und auch die Politik erkannte die weltweite Dimension dieses Kunst- und Umweltprojektes, das kurioserweise bis dato am Veto des ÖAV scheitert.
Anlässlich des Weltwassertages 1999 präsentierte Holdhaus seinen Bilderzyklus „WASSERFORMATIONEN“ in der UNO-City Wien im Beisein von Kofi Annan und verwandelte mit Lichtprojektionen den ganzen Gebäudekomplex in einen tosenden Wasserfall.
Bei der MAK 2004 stellte die Galerie Fichtegasse 1 seinen Bilderzyklus „DIE WELTMEISTER“ vor. Dieser Zyklus widmet sich der Einsamkeit der Boxer im Ring. Dieses Thema behandelt auch die Folge „Schwergewicht“ der Serie „Trautmann“, für die Holdhaus 2004 einmalig zur Schauspielerei wechselte und die Rolle des Ringarztes übernahm.
Anlässlich des Mozartjahres 2006 präsentierte Holdhaus den Zyklus „SO SAH MOZART WIRKLICH AUS“ im Rahmen seiner Kunstaktion „Leichenschmaus und Totentanz“ am Todestag von Mozart, dem 5. Dezember in der Domgasse in Wien, wo Wolfgang Amadé Mozart mit seiner Familie von 1784 bis 1787 gelebt hat.
2013 bis 2014 malte Holdhaus den Zyklus „Die lebenden Litfaßsäulen“. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Entwicklung des Tätowierens – vom unfreiwilligen brandmarken bis zum aktuellen Hype. Im Rahmen seiner Ausstellung zu diesem Thema in der Ottakringer Brauerei ließ sich Rudi Holdhaus live das Bild „Carin“ aus diesem Zyklus tätowieren.
Bei dieser Ausstellung wurden auch erstmals und einmalig die Gemeinschaftswerke „Change“ von Erwin Steinhauer und ihm präsentiert. Diese Bilder entstanden ursprünglich 2004, als Steinhauer im Volkstheater in Bauers Stück „Change“ den Maler Blasi spielte. Steinhauer musste innerhalb von drei Minuten jeweils ein Bild malen. Holdhaus, der Steinhauer die Technik dafür beibrachte, überarbeitete diese in Folge.
Im Jahr 2015 erzählte Holdhaus im Rahmen einer ORF Serie über österreichische Städte und Bezirke Wiens in der Folge „Meine Leopoldstadt“ über Geschichten und seine persönliche Beziehung zum zweiten Wiener Gemeindebezirk, in dem er geboren und aufgewachsen ist.
2016 präsentiert Rudi Holdhaus seinen Zyklus „OBEN ODER UNTEN DURCH“ oder „Jumping Rudi 2016“ im Palais Gschwandner im 16. Wiener Gemeindebezirk. Springende, sich duckende und buckelnde Gestalten stellen unsere Gesellschaft dar, in der jeder nach oben will, Erster sein, Macht besitzen, besser oder mächtiger sein als der andere. Mit geistigen Verrenkungen und Lügen springen, kriechen, hüpfen sie durch un/sichtbare Fäden, in weltlichen, klerikalen und politischen Ordnungen. Eine Auseinandersetzung mit der Macht oder Ohnmacht, dem Mut oder der Feigheit, der Ehrlichkeit oder Verlogenheit unserer Gesellschaft im täglichen Kampf die richtige Entscheidung zu treffen.
Der Zyklus PLASTIKSACKGENERATION (2017) ist eine weitere Auseinandersetzung von Rudi Holdhaus mit dem sorglosen und überheblichen Umgang unserer Gesellschaft mit der Natur bzw. der Umwelt.
Bereits vor 30 Jahren malte HOLDHAUS Bilder zum Thema Plastikmüll. Mit seinem aktuellen Zyklus taucht Rudi HOLDHAUS in die Tiefen der Meere hinunter und verpackt bunte Plastiksackerln in seinen Kunstwerken, die rund sind. Rund wie die Erde, die wir verschmutzen und vergiften.
HOLDHAUS appelliert auch mit diesem Zyklus an den gesunden Menschenverstand und die Selbstverantwortung: „Wir ersticken nicht nur unser Meeresgetier, sondern erdrosseln das Meer! In Aquakulturen werden Fische gezüchtet um zu beruhigen.
Da helfen keine Verbote und Gebote, sondern wir müssen unseren Menschenverstand einsetzen und Selbstverantwortung übernehmen. Die Kunst hat das Recht und die Pflicht aufzuzeigen, mit meiner Kunst will ich aufzeigen!“